Kampf um Hockeyhallen-eine Sisyphosarbeit

Wir werden 70 – Teil V – Der Kampf um Sporthallen für Wettkämpfe und Training

Bekanntlich ist die Nachfrage nach Sporthallen für die Absicherung des Trainings- und Wettkampfbetriebes größer als das Angebot. Das betrifft sicher alle Sportarten und so kann es nicht verwundern, dass jährlich bei der Vergabe der Sporthallen hart um jede Stunde gerungen werden muss.

Der nachfolgende Blick auf die Geschichte der Bereitstellung von Hallenzeiten für Training und Wettkampf zeigt, dass bei allen verständlichen Problemen, die wir auch heute noch haben, die Probleme der Vergangenheit für unsere Sportart oft existentiell waren. Wir hatten viel zu kleine Hallen. Wir hatten keine Wettkampfhallen. Die zur Verfügung gestellten Hallen lagen über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Die Zuständigkeit für die Hallen und damit unsere Ansprechpartner waren Sportämter in verschiedenen Bezirken, war die Senatsverwaltung und wir waren auf die Unterstützung durch den BHV angewiesen. Oft wurden uns Hallen zugewiesen, die keine entsprechende Ausstattung hatten. Wir mussten uns um Hockeybanden und Ballfangnetze selber kümmern und ihre Beschaffung finanziell absichern. Wir wurden mit absurden Forderungen konfrontiert, z.B. mit der Forderung Hockeyschläger zu bandagieren. Um all das musste (und muss) sich die Abteilungsleitung kümmern. Das ist eine Sisyphosarbeit im Hintergrund, die ich mit diesem Beitrag ins Blickfeld rücken möchte. Ich möchte diesen Beitrag daher auch nutzen, um der Abteilungsleitung Dank dafür zu sagen, dass sie sich über die gesamte Geschichte unseres Hockeyvereins mit Nachdruck und Engagement für unsere Interessen eingesetzt hat.

Bei nur begrenztem Angebot an Hallen liegt es auf der Hand, dass nicht alle Erwartungen erfüllt werden können.

Mit einem Blick in unsere 70 jährige Vereinsgeschichte möchte ich zeigen, dass sich dennoch vieles zum Positiven entwickelt hat. Schauen wir zunächst einmal, wie das zu „DDR-Zeiten“ bis in die 1990er Jahre war. Hockey gehörte in der DDR seit 1969 zu den leistungssportlich nicht geförderten Sportarten. Das führte dazu, dass die ohnehin wenigen wettkampfgerechten Hallen nicht an Hockey vergeben wurden. Da Hockey darüber hinaus in breiten Kreisen so gut nicht bekannt war, gab es eine große Voreingenommenheit gegenüber dem Hockeysport. Hallenwarte fanden bei Schuldirektoren schnell ein offenes Ohr, wenn diese über Hallenschäden im Parkett berichteten. Verursacher war immer Hockey –und das ungeprüft- schließlich war es ja so am einfachsten Hockey wieder los zu werden.

Zu DDR-Zeiten trainierten wir fast ausschließlich in Hallen, die keine Wettkampfmaße hatten, die viel zu klein waren und deren Ausstattungsstandards unzumutbar waren; in Hallen also, wo weder Handballer noch Volleyballer trainieren wollten. Da war z.B. die Minihalle in „Hühnerstallgröße“ (O-Ton unserer Bolalas Spielerin Dana Busch) in der Christburger Straße, deren Abmessungen 10×20 m (von Wand zu Wand) betrugen. Wettkampfmaße für Hockeyhallen betragen lt. Regelwerk (18-22) x (36-44) m. In unserem „Hühnerstalle“ trainierten wir in den 80er bis Mitte der 90er Jahre. Hier lernten wir Hallenhockey und machten aus der Not eine Tugend. Auf engstem Raum setzen sich nur technisch versierte Spieler*innen durch. Davon hatten wir immer etliche. Taktiktraining jedoch konnte vergessen werden.

Erst als wir 1998 Trainingszeiten in der damals neuen Max-Schmeling-Halle erhielten, war erstmals dauerhaftes Taktiktraining möglich. In der Max-Schmeling-Halle hatten wir von 1998 bis 2002 durch die Senatsverwaltung Trainings- und Wettkampfzeiten erhalten -für uns paradiesische, nie gekannte Verhältnisse. Nach anfänglicher Voreingenommenheit seitens der Hallenwarte gegenüber Hockey hatten wir ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu den Hallenwarten. Es zeigte sich, dass die Voreingenommenheit gegenüber unserer Sportart völlig unbegründet war. Es gab uns gegenüber keinerlei Beanstandungen.

Eine weitere Minihalle zu DDR-Zeiten war die Halle am Weißensee (im gleichnamigen Stadtbezirk), in der wir in den 60er Jahren sogar Turniere und Punktspiele ausgetragen haben, Wegen der Hallenmaße musste die Anzahl der Feldspieler von fünf auf vier reduziert werden.

Mit der von mir in den 70er Jahren trainierten männlichen Jugendmannschaft trainierten wir in der im zweiten Stock des Schulgebäudes gelegenen kleinen TURNHALLE der Schule in der Pistoriusstraße in Weißensee . Dann gab es da noch die kleine TURNHALLE im 2. Stock des Schulgebäudes in der Ibsenstraße. Die eine Hälfte der Trainingsgruppe trainierte in der Halle, während die andere Hälfte im Treppenflur  Gymnastik machen durfte. Anfang der 90er Jahre hatten wir für kurze Zeit eine Schul-AG, die im BALLETTRAUM der Schule in der Gudvanger-Straße trainierte, aber nur mit Tennisbällen wegen der Fensterscheiben.

In den 1980er Jahren bekamen wir in sehr begrenztem Umfang Trainings- und Wettkampfzeiten in der Sporthalle in der Bötzowstraße zugewiesen. Zuvor mussten wir allerdings die hockeygerechte Ausstattung der Halle sichern. Dazu gehörte u. a. das Anbringen von Ballfangnetzen an den Stirnseiten der Halle. Da solche Netze in der DDR über den Handel nicht bezogen werden konnten, machte sich unser langjähriger Sektionsleiter Werner Schubert auf den Weg an die Ostsee nach Rerik und erwarb von den dortigen Fischern Fischernetze, die wir als Ballfangnetze  nutzten. Hockeybanden gab es gleichfalls in der DDR nicht. Dieter Mraseck (heute Präsident unserer SG RPB) beschaffte diese über den VEB Baureparaturen Berlin Mitte. Er erstand dort dank seiner Beziehungen 12×12 cm Bauhölzer. Diese verzogen sich allerdings über die Zeit, da es sich um nicht ausgetrocknetes Bauholz handelte. Vor jedem Spiel mussten diese krummen und splittrigen Banden zusammen genagelt werden.

Ab der Saison 1985/86 bekamen wir diese Bötzowhalle dann auch nicht mehr zugewiesen. Der Schulhausmeister hatte sich mit seinem Argument durchgesetzt, dass durch Hockey das Parkett beschädigt wird. Die zentimetertiefen Schleifspuren, die beim unsachgemäßen Transport der Turngeräte (Barren, Schwebebalken, Pferd) im Schulsport entstanden waren, wurden Hockey angelastet.

Zeitweilig (1993 bis 1996) trainierten wir in der durch die Senatsverwaltung zugeteilten Sporthalle des Coubertin-Gymnasiums. Nach Rekonstruktion dieser Halle wurden uns diese Trainingszeiten wieder entzogen, weil die Bau ausführende Firma für die Sportart Hockey keine Gewährleistungsansprüche übernahm. Eine dieser Einschätzung widersprechende Stellungnahme des Instituts für Sportspiele der Sporthochschule Köln änderte an dieser Entscheidung nichts. Immer wieder wurden wir damit konfrontiert, dass Hockey Bodenbelag und Bausubstanz beschädige und dass wir für geeignete Schutzmaßnahmen wie „Bandagierung der Hockeyschläger“ (so in einer Mitteilung des Sport- und Bäderamtes vom 23.10.1993) zu sorgen haben. Hockeyschläger sollte also an der Kufe mit Tape bandagiert werden. Ebenso wurden wir mit der Aufforderung konfrontiert, die Pfosten der Hockeytore abzupolstern. Solche absurden Forderungen gehören heute Gott sei Dank der Vergangenheit an.

Unvergessen sind auch die Traglufthallen an der Rennbahnstraße in Weißensee. Dort trug die Hockeygeneration der 70er und 80er Jahre ihre Turniere aus, oder auch nicht, wie im „Hockeyspiegel“ Heft 1/1975 berichtet wurde: „1972 wurden wenige Tage vor Weihnachten die Traglufthallen durch einen Sturm entführt. 1973 fiel durch eine Havarie an der Heizung das Warmluftgebläse aus.“. … 1975 musste ein Turnier abgebrochen werden, weil ein Sturm „Die Lampen über der Spielfläche fast aus den Halterungen riss.“  

In einem früheren Beitrag schrieb ich: „Bis 1997 wurden wir in Sporthallen von Blankenburg, Pankow, Weißensee, Wedding, Neukölln bis nach Spandau hin- und hergereicht. Von 1998 bis 2002 trainierte ich mit meiner damaligen Regionalligamannschaft der Damen im Horst-Korber-Sportzentrum in Spandau. Dank und Respekt an meine, Mannschaft, dass sie den langen, langen Anfahrweg quer durch Berlin Woche für Woche auf sich nahm.

2003 verbesserte sich endlich unsere Hallensituation. Nach Fertigstellung der Doppelstockhalle in Sredzkistraße wurde die obere Halle als ausschließlich für Hockey zu nutzende Halle an uns vergeben. Diese Halle wurde am 6.6.2003 nach 4-jähriger Bauzeit (1999-2003) eingeweiht. Die Baukosten betrugen 8,1 Millionen Euro. Wir hofften, damit , dass unsere Hallenmisere ein Ende findet. Das war ein Trugschluss. Wegen massiver Schäden in der Holzdecken-Konstruktion wurde die erst 7 Jahre alte Halle am 22.12.2010 wieder gesperrt. Wir standen erneut vor existenziellen Problemen. Diese erneute Hallenmisere stellte uns vor fast unlösbare logistische Probleme. So mussten in der Hallensaison 2011/12 unsere Hockeyspieler*innen in 12 verschiedenen Sporthallen von Charlottenburg bis Berlin Buch, von Französisch Buchholz bis Weißensee trainieren und spielen. Mit der sportartgerechten Ausstattung dieser Sporthallen ließ uns das Sportamt alleine. Wir mussten uns um die Beschaffung von sechs neuen Hockeybanden kümmern und auf eigene Kosten die Halle in der Roelckestraße mit Ballfangnetzen ausstatten. Da uns keine Lagerungsmöglichkeiten für die Banden in den Sporthallen zur Verfügung gestellt werden konnten, musste ein Container für die Einlagerung über die Feldsaison gekauft werden. Alle Sporthallen mussten mit Hockeybällen und Trainingsequipment ausgestattet werden. Das führte zu einem Vielfachen an Materialkosten für unsere Hockeyabteilung. Das waren untragbare Zustände. Am 5.6.2013 demonstrierten daher über 70 Kinder unserer Hockeyabteilung unter der Losung „Sredzkihalle -sanieren statt lamentieren“ für die sofortige Instandsetzung der Sredzkihalle vor und im Saal der Bezirksverordnetenversammlung Pankow.

In der Hallensaison 2015/16 konnten wir nach fünf langen Jahren endlich wieder den Trainings und Wettkampfbetrieb in der Sredzkihalle aufnehmen. .